Zyste im Mund - was sind Kieferzysten und warum entstehen sie?
Zysten sind mit Flüssigkeit oder breiigem Inhalt gefüllte und mit einer dünnen Weichteilhülle ausgekleidete Hohlräume im Knochen. Ursache der Zystenbildung können z.B. chronische Entzündungen an der Wurzelspitze eines Zahnes sein „radikuläre Zyste“ oder aber Gewebereste des Zahnsäckchens „follikuläre Zyste“ bzw. des Zahnhalteapparates „parodontale Zyste“.
Manche Menschen neigen aufgrund einer erblichen Veranlagung besonders zur Ausbildung von Zysten.
Warum müssen Zysten entfernt werden?
- Zysten verhalten sich wie gutartige Tumoren, das heisst, sie wachsen ständig und können durch Auftreibung des Knochens und Verdrängung benachbarter Strukturen (Zahnwurzeln, Kieferhöhlen- und Nasenhöhlenwände) Schaden anrichten.
- Gelangen Bakterien in die Zystenhöhle, kann es zur Vereiterung (Abszess) kommen.
- Bei grossen Zysten führt die Schwächung des Knochens zu Kieferbruchgefahr.
- Zysten können gelegentlich bösartig entarten.
Wie wird die Zystenentfernung durchgeführt?
Normalerweise in örtlicher Betäubung, ggf. mit Lachgasanalgesie, Sedierung oder in Ausnahmefällen auch in Vollnarkose.
Bei der Zystektomie wird die Zyste nach Freilegung komplett aus dem Knochen herausgeschält. Der schuldige Zahn wird extrahiert oder mittels Wurzelspitzenresektion erhalten. Der Hohlraum kann bei grösseren Zysten mit Knochen oder Knochenersatzmaterial gefüllt werden. Danach erfolgt ein dichter Nahtverschluss. Bereits nach wenigen Monaten kommt es so zur vollständigen Regeneration des Knochens.
Sehr grosse Zysten können manchmal nicht im Ganzen entfernt werden. Hier findet die Zystostomie Anwendung: Die Zystenhöhle wird nur von aussen eröffnet (gefenstert) und somit der Wachstumsdruck eliminiert. Wird das Zystenfenster über mehrere Monate konsequent offengehalten, so kommt es zur allmählichen Auffüllung des Hohlraums mit Knochen.
Kieferzyste - ein Fall aus unserer Praxis
Bei diesem 45-jährigen Patienten hatte sich – ausgehend von einem verlagerten Weisheitszahn – eine grosse Zyste im linken Unterkiefer entwickelt. Wegen der bestehenden Kieferbruch-Gefahr und dem Risiko, den am Boden der Zyste freiliegenden Gefühlsnerven der Unterlippe zu verletzen, kam eine Ausschälung der gesamten Zyste (Zystektomie) nicht in Frage. Daher wurde die Zyste gefenstert (Zystostomie) und das Fenster mit einem Zystenstopfen (Obturator) offengehalten. Nach sechs Monaten war der Knochen soweit regeneriert, dass der Weisheitszahn und die verbliebenen Zystenreste entfernt werden konnten. Nach 12 Monaten hatte sich der ehemalige Knochendefekt komplett mit Knochen gefüllt. Das Röntgenbild zeigt eine perfekte Regeneration des Kieferknochens.